„Fliegen Sie günstig und mit Spaß in die Sonne!“ Diese Werbung werden Sie in den Straßen von Nijmegen nicht mehr sehen
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Wer in Nijmegen auf den Bus wartet, wird bald keine Werbung mehr für Flugreisen, Kreuzfahrten oder Benzinautos sehen. Der Stadtrat hat am Mittwochabend einen Antrag verabschiedet, der Werbung für fossile Brennstoffe im öffentlichen Raum verbietet. Um dies zu ermöglichen, bittet der Gemeinderat den Vorstand, die Regeln für den öffentlichen Raum, die Allgemeine Satzung, anzupassen. „Wir wollen, dass unsere Stadt keine Plattform mehr für klimaschädliche Werbung bietet“, sagt Stadträtin Eline Lauret (Partei für die Tiere), die den Antrag gemeinsam mit GroenLinks und CDA initiiert hat.
Denn Werbung für fossile Produkte oder Dienstleistungen, so Lauret, „fördert Käufe, die die Klimakrise verschärfen.“ Bei diesem Verbot gehe es ausdrücklich nicht darum, diese Produkte zu verbieten, sondern darum, für sie zu werben, sagt sie. „Fliegen ist legal, genauso wie Benzin tanken oder Gas verwenden. Aber die Niederlande und Nijmegen haben sich darauf geeinigt, den CO2- Ausstoß drastisch zu reduzieren. Dann muss man das auch tun.“
Solange fossile Produkte massiv gefördert werden, wird es nicht genügend Nachhaltigkeit geben. Es behindert Innovationen in der Branche
In einem zweiten Antrag forderte der Rat die Gemeinde auf, ein Werbeverbot für Fleisch, Milchprodukte und Eier aus nicht-biologischer Tierhaltung sowie für Fisch vorzubereiten, da auch diese Produkte zum Klimawandel beitragen. „Das war die größte Überraschung“, sagt Lauret, „dass auch dieser Antrag eine Mehrheit erhielt.“
Die Entscheidung von Nijmegen fügt sich in eine breitere Bewegung ein. Amsterdam (die ersten Städte weltweit) und Haarlem haben unter anderem bereits zuvor beschlossen, Werbung für fossile Brennstoffe aus dem Straßenbild zu verbannen, indem sie in neuen Verträgen festlegten, dass keine Werbung für fossile Brennstoffe mehr gezeigt wird. Den Haag, Utrecht, Delft und jetzt auch Nijmegen verfolgen einen anderen Ansatz: Sie passen die Allgemeine Satzung an. In Den Haag führte dies zu einer Klage des Reiseverbands ANVR und des Reiseanbieters TUI. Sie argumentierten, das Verbot verletze die Meinungsfreiheit. Doch im April entschied der Richter zugunsten der Kommune : Regierungen dürfen Werbung einschränken, sofern dies begründet und verhältnismäßig ist.
Tabakherstellern ist es in den Niederlanden nicht gestattet, Werbung zu machen. Das hat eine Wirkung
Dieses grüne Licht ist ein Schub für Den Haag und für die Bürgerinitiative Reclame Fossil Free, die sich seit 2019 für ein landesweites Verbot von Werbung für Fossilien einsetzt. „Wenn man etwas loswerden will, weil es gefährlich ist, wie zum Beispiel fossile Brennstoffe, muss man aufhören, dafür zu werben“, sagt Gründerin Femke Sleegers, die lokale Parteien unterstützt, die dieses Thema auf die Tagesordnung setzen wollen. „Das ist beim Tabak passiert. Tabakhersteller dürfen in den Niederlanden nicht werben. Das hat Auswirkungen.“
WissenschaftlerDie Forderung nach einem Verbot kommt nicht nur von Politikern oder Aktivisten. Wissenschaftler warnen außerdem davor, dass Werbung für Fossilien einen direkten Einfluss auf das Verbraucherverhalten und die Vorstellungen der Menschen darüber hat, was normal ist. Eine aktuelle Studie in „Nature“ zeigt beispielsweise, dass lokale Werbeverbote für fossile Brennstoffe mehr bewirken als nur die Reduzierung des direkten Verbrauchs: Sie verändern auch unsere Einstellung zu fossilen Brennstoffen. Die Einschränkung der Werbung, eine scheinbar kleine Maßnahme, kann große Auswirkungen haben. Wenn sich die öffentliche Meinung ändere, so schreiben die Forscher, würden sich Unternehmen und Politiker eher geneigt fühlen, nachhaltige Entscheidungen zu treffen.
Menschen sind täglich Hunderten, manchmal Tausenden von Werbebotschaften ausgesetzt
Im Jahr 2023 argumentierte eine Gruppe niederländischer Wissenschaftler in einem Beratungsbericht an das Repräsentantenhaus, dass ein Verbot der Werbung für fossile Brennstoffe unerlässlich sei, um einen nachhaltigen Übergang einzuleiten und zu beschleunigen. Darüber hinaus seien noch viele weitere Maßnahmen erforderlich, hieß es.
Menschen sind täglich Hunderten, manchmal Tausenden von Werbebotschaften ausgesetzt. Von der Bushaltestelle zum Supermarkt, von der Instagram-Story zum Autobahnmast. Untersuchungen von TNO , dem Wissenschaftlichen Rat für Regierungspolitik ( WRR ) und der niederländischen Agentur für Umweltverträglichkeitsprüfung (PBL) zufolge beeinflussen diese Anreize nicht nur das individuelle Verhalten, sondern auch unsere kollektiven Standards: was wir als normal, wünschenswert und erfolgreich betrachten. Werbung, die für Produkte aus fossilen Brennstoffen wirbt – etwa für Langstreckenflüge oder große Autos – trägt somit zur Aufrechterhaltung eines Konsumverhaltens bei, das Wissenschaftlern zufolge nicht nachhaltig ist.
„Die Reisebranche spielt dabei eine große Rolle“, sagt Eke Eijgelaar, Forscher für nachhaltigen Tourismus an der Fachhochschule Breda. Gemeinsam mit zwanzig anderen Tourismusforschern setzte er sich öffentlich für ein Werbeverbot in Den Haag ein. Werbung für Flug- und Kreuzfahrtreisen lenkt das Verhalten in diese Richtung, daher bleibt dies die Norm. Solange jedoch massenhaft fossile Produkte gefördert werden, fehlt es an Nachhaltigkeit. Die Emissionen der Reisebranche steigen sogar noch. Das bremst Innovationen in der Branche.
BushaltestellenIn den Niederlanden liegt der öffentliche Raum größtenteils in der Hand der Kommunen. Sie entscheiden selbst, was auf den von ihnen betreuten Bildschirmen, Bushaltestellen und Litfaßsäulen gezeigt wird. Es gibt Raum für lokale Politik – und es scheint auch Bedarf dafür zu geben. „Plötzlich haben wir Rückenwind“, sagt Sleegers. Findet sie das bemerkenswert, mit einer klimakritischen Regierung? „Es zeigt tatsächlich, wie groß die Unterstützung für die Klimapolitik in den Niederlanden ist“, sagt sie. „Deswegen müsste es eigentlich national geregelt werden.“
Was genau fällt unter Fossilienwerbung? Dies ist manchmal noch immer Gegenstand von Debatten, aber die meisten Definitionen sind eindeutig: Werbung für fossile Brennstoffe (wie Erdgas), Luftfahrt, Kreuzfahrten, Benzin- und Dieselautos sowie Energieversorger, die stark von fossilen Brennstoffen abhängig sind. Irreführende Nachhaltigkeitskampagnen etwa von Fluggesellschaften oder Ölkonzernen fallen häufig in diese Kategorie. Kommunen verwenden zunehmend eine Liste mit Beispielkategorien, die auf den Richtlinien von Fossil Free Advertising basieren.
Inzwischen bereiten Wissenschaftler einen neuen Schritt vor. Darunter kursiert auch eine Petition für ein bundesweites Verbot, gerichtet an Politiker in Den Haag, in der sie sich für ein gesetzliches Verbot von Werbung für Fossilien einsetzen. Der Abgabetermin ist noch nicht bekannt. „Man sieht, dass immer mehr Kommunen weltweit wissenschaftliche Erkenntnisse annehmen und selbst eine strengere Klimapolitik fordern“, sagt Sleegers. Untersuchungen zeigen, dass es in den Niederlanden große Unterstützung gibt. Das ist eine leichte Aufgabe. Man muss sie nur pflücken.
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